Ein Blick in’s Tonloch #1, Arten und ein Reparaturbeispiel
Tonlöcher und deren Beschaffenheit sind ein wichtiges Fundament in der idealen Funktion eines Saxophons. Über die Jahrzehnte haben sich verschieden Aufbauarten und Zugänge im Design der Tonlöcher herauskristallisiert. In der Fabrikation von modernen Saxophonen hat sich eine dieser Arten durchgesetzt.
#1 Rolled Toneholes:
Das Tonloch wird aus dem Blech gezogen und seine Kanten an den Enden umgerollt. Vor allem Conn hat sich bis 1948 dieser Methode verschrieben. Vorteil war eine große und runde Auflagefläche für das Pad welche Lebensdauer und Siegeloberfläche positiv beeinflusste. Großer Nachteil war die hohe Ungenauigkeit und Geradlinigkeit der Oberfläche und die schwierigere Wartung, da keine Materialabnahme möglich ist. Beispiele für diese kommen sicher noch in zukünftigen Einträgen.
#2 Pulled Toneholes
Hierbei wird nach einem ovalen Kreisschnitt in die Korpusröhre wie bei den RTH´s das Tonloch aus dem Eigenmaterial des Saxophons geformt, “Herausgezogen”. Allerdings werden die Kanten nicht umgebördelt sondern plangefräst. Die flachere, geradere Oberfläche ermöglicht ein sehr präzises einstellen der Pads und bietet gute Möglichkeiten dieses nach Beschädigungen oder Deformationen wieder in eine gute Position zu bringen. Nachteile sind geringe Aufflägefläche (Blechstärke) und potenziell scharfe Kanten wenn diese nicht entgratet sind. Diese Methode hat sich durch ihre leichte maschinelle Umsetzbarkeit und “Wartungsfreundlichkeit” als dominante Form der Tonlöcher heute behauptet. Von Yamaha - Selmer verwenden beinahe alle Hersteller diese Methode.
#3 Soldered Toneholes
Eine Lösung die die Vorteile der ersten beiden Arten kombiniert hat sich durch die schwierigere und aufwändige Bauart leider nicht durchgesetzt.
Das Tonloch wird Kreisrund direkt in den Korpus geschnitten und ein externen Kamin bündig an dieses aufgelötet. Dies Stärke des Blechs und Höhe des Kamins kann hierdurch freier gestaltet werden. Martin und King sind prominente Vertreter dieser Lösung. Die Nachteile sind, vor allem bei den weichgelöteten Tonlöchern, das nun ein riesiges Potenzial an Lecks und undichten Stellen zu Tage tritt welches bei schlecht behandelten Saxophonen den Reparatur und Prüfaufwand enorm steigert.
Als Reparaturbeispiel habe ich hier Aufnahmen des King Zephyr Altos, an dem ich gerade arbeite vorbereitet.
Mit einer präzißen Tonlochlehre und Beleuchtung von unten lässt sich ein Spalt (bzw. 2) erkennen. Das Tonloch ist nicht plan und hat zwei hohe Auflagestellen und zwei tiefe, wie bei Bild zwei erkenntlich. Das Tonloch wird schwarz eingefärbt und mit einer kurzen Umdrehung der Diamantfeile sind diese Stellen nun ersichtlich.
Mit einer Tonlochauflage und einem Polierstahl als Hebel drücke ich nun die niedrigen Stellen wieder in eine Ebene mit den höheren. Ich kontrolliere meine Aktionen zwischenzeitlich wieder mit der Tonlochlehre. Es kann auch sein das die hohen Stellen nach unten in eine Ebene mit den Tiefen gebracht werden müssen wenn die Deformation von innen nach außen stattgefunden hat. In diesem Beispiel war das Gegenteil der Fall. Das Tonloch wurde von außen nach innen deformiert.
Wenn das Ergebnis beinahe perfekt ist, kommt die Diamantfeile wieder zum Einsatz, um ein glattes, ebenes Finish aufs Tonloch zu bringen. Die Kanten werden noch entgratet und abgerundet. Mit Polierpapier als Feilenaufsatz bringe ich das Finish noch auf eine feinere Körnung -2000 Grit. Am letzten Bild ist der Unterschied klar erkenntlich. Kein Licht (bzw. Luft) entweicht dem Tonloch mehr und die Lehre sitzt perfekt und wackelfrei.
Dieses Prozedere bei allen Tonlöchern anzuwenden ist leider die Regel nicht die Ausnahme, da es kaum richtig praktiziert wird, und sehr viel Zeit der Überholung in Anspruch nimmt.
Dieser Artikel ist ein erster grober Blick ins Loch. :) Es gibt noch sehr viele weitere Aspekte im Umgang mit diesem Teil des Saxophons, die ich weiteren Artikeln und bei passenden Beispielen auf der Werkbank erläutern werde. Danke für die Aufmerksamkeit